Kienlebrunnen - Himmelfahrtsbrunnen
Grünanlage mit denkmalgeschütztem Brunnen
Vom Verein auf städtischem Grund errichtet 1868
Sanierung und Erneuerung der Brunnentechnik 2003
heute: Solarenergiebetriebene Trinkwasserschüttung
Dort, wo die Straße Im unteren Kienle von der Sonnenbergstraße abzweigt, liegt zwischen diesen beiden Straßen im Dreieck eine Grünanlage. In der unteren Spitze im Gehwegbereich steht der denkmalgeschützte Himmelfahrtsbrunnen. Er besteht aus einer achteckigen klassizistischen Säule, die sich über einem quadratischen Grundriss erhebt. An der Vorderseite der Säule ist über der gusseisernen Schale das Stuttgarter Wappen eingelassen.
Das Motiv für einen Brunnen an dieser Stelle steht im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Vereins in den ersten 20 Jahren nach seiner Gründung bei der Anlage von Spazierwegen im Sonnenberg, zum Kienleswald, beim Bopser und in der Wernhalde sowie zur Stelle, wo auch Ruhebänke aufgestellt und einige Schutzhütten errichtet wurden.
Woher der Name Himmelfahrtsbrunnen oder Himmelfahrtsbrünnele stammt, ist nicht bekannt. Der beste Kenner der Stuttgarter Flurnamen, Prof. Helmut Dölker, vermutet, dass die Namensgebung mit früheren Gebräuchen am Himmelfahrtstag zusammenhängt. Er denkt hier weniger an religiöse Bräuche, als an die an diesem Tag stattfindenden Vatertagsausflüge.
Es ist weithin unbekannt, dass diese Anlage mit Brunnen vom Verein schon 1868 errichtet wurde. Die Vereinsorgane berieten dieses Projekt einige Jahre lang. Unter mehreren Entwürfen entschied sich der Verein für den Vorschlag von Prof. Carl Walter, seinerzeit Direktor der Baugewerkschule und Ausschussmitglied im Verschönerungsverein von 1867 bis 1871.
Beim Grunderwerb gab es Schwierigkeiten und auch die Finanzierung bereitete Probleme. Als jedoch König Karl speziell für diesen Feldbrunnen, wie er damals wegen seiner Lage im unbebauten Gebiet der Gärten und Weinberge genannt wurde, 300 Fl. (515,00 Mark) gestiftet hatte, nahm der Verein das Projekt in Angriff. Der Aufwand für den Brunnen und die umgebenden Anlagen betrug insgesamt etwa 600 Fl. (1.030,00 Mark).
Der erste Standort des Brunnens ist nicht mehr genau festzustellen. Es gibt dazu keine genauen Aufzeichnungen. Anzeichen sprechen dafür, dass der Brunnen in der Nähe des jetzigen Standorts bei der Sonnenbergstraße (damals Sonnenbergweg) aufgestellt wurde. An seinen heutigen Standort versetzt wurde der Brunnen im Zusammenhang mit der Schaffung der großen Grünanlage. Auf einem Plan der Wasserversorgung ist vermerkt, dass der Brunnen am 01. Mai 1912 wieder in Betrieb gesetzt wurde. Versorgt wurde der Brunnen ursprünglich mit Wasser aus den Kühnlesquellen.
Im Laufe der Jahrzehnte traten im Schilfsandstein immer größere Zerfallserscheinungen auf. Eine gründliche Sanierung und Erneuerung der Technik erfolgte durch das Tiefbauamt im Jahre 2003. Der Himmelfahrtsbrunnen wurde am Himmelfahrtstag, den 29. Mai 2003, wieder in Betrieb genommen. Zur Wiederinbetriebnahme des Trinkbrunnens musste ein unterirdischer Technikschacht hergestellt und das Brunnendenkmal renoviert werden, wozu die Steinfestigung, Reinigung und steinmetzmäßige Restaurierung der Säule aus Sandstein gehört sowie die Reinigung und Ölung des gusseisernen Beckens. Der Himmelfahrtsbrunnen steht unter Denkmalschutz, weshalb diese Arbeiten in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege erfolgten.
Seither läuft der Brunnen mit einer Solarenergiesteuerung tagsüber in der warmen Jahreszeit. Statt Quellwasser spendet der Brunnen allerdings heute das normale Stuttgarter Trinkwasser in bekannter hoher Qualität.
Dr. Wolfgang Müller
Stv. Vorsitzender