Die Birkenkopfverwerfung
Überquert man die Geißeichstraße in Richtung Birkenkopf, fällt eine zunächst sonderbar erscheinende Nische in der Stützmauer am Hangfuß links neben der Treppe auf. Tritt man näher heran, so stellt man fest, dass sich hinter dem Eisengitter zwei verschiedenfarbige Gesteins- bzw. Erdschichten befinden. Links ist eine rötlich gefärbte Böschung zu sehen, unmittelbar rechts daneben befindet sich ein gelblicher Gesteinshaufen. Was auf den ersten Blick zunächst unspektakulär aussehen mag, stellt jedoch eine Besonderheit in unserer Landschaft dar: Hier sind die Gesteinsschichten im Untergrund vertikal gegeneinander verschoben - der Fachmann spricht von einer geologischen Verwerfung, hier der „Birkenkopfverwerfung“.Die beiden Gesteinsschichten gehören zur geologischen Formation des Keuper. Zu sehen ist links der weichere rötliche Knollenmergel und rechts der härtere gelbliche Stubensandstein. Normalerweise lagert der Knollenmergel über dem Stubensandstein; hier jedoch liegen die Schichten unmittelbar nebeneinander. Spannungen in der Erdkruste waren vor Millionen von Jahren Ursache dafür, dass ein ganzes Gesteinspaket um 10 bis 100 Meter eingebrochen ist. Der Versatz an dieser Stelle beträgt ca. 60 Meter. Dieser „Sprung“ im Gesteinsuntergrund ist Teil mehrerer Sprünge und Brüche, die auf eine Länge von etwa 30 Kilometer und einer Breite von 14 Kilometer zwischen Markgröningen und dem Neckarknie bei Plochingen den sog. Fildergraben bilden. Die Bruchkante hier am Birkenkopf ist bei den Straßenbaumaßnahmen der Geißeich-, Rotenwald- und Wildparkstraße in den späten 1930er Jahren bzw. beim Ausbau um 1960 angeschnitten worden. Damals hat man sich entschlossen, diese geologische Besonderheit nicht einfach in einer Böschung oder hinter einer Mauer „verschwinden zu lassen“ sondern in einer Nische in der Stützmauer als sog. geologisches Fenster zu zeigen. Die für die Stützmauer verwendeten rötlichen Mauersteine stammen nicht aus der Umgebung sondern bestehen aus Buntsandstein, der im Nordschwarzwald gebrochen wurde.
Dieses geologische Fenster war zwischenzeitlich in „die Jahre gekommen“. Hinter dem unansehnlich gewordenen, rostigen Gitter hatte sich im Laufe der Jahre Schmutz und Unrat angesammelt. Aufwuchs aus Gras und kleinen Sträuchern hat zusätzlich den Blick auf die Gesteinsschichten versperrt. Die angebrachte Informationstafel war verschmutzt und unansehnlich, die Erläuterungen waren kaum mehr lesbar.
Der Verschönerungsverein hat das geologische Fenster im Jahr 2017 zusammen mit dem Schwäbischen Albverein und mit finanzieller Unterstützung durch die Familienbrauerei Dinkelacker gesäubert und saniert. Eingebaut wurde eine Bedarfsbeleuchtung mit batteriebetriebenen LED Lampen, die die Gesteinsschichten auf Knopfdruck jetzt in hellem Licht erstrahlen lässt. Texte und Gafik der Erläuterungstafel wurden neu gestaltet und hinter einer Scheibe aus Sicherheitsglas gegen Vandalismus geschützt.
Im Rahmen einer Einweihung Anfang Oktober 2017 konnte die frisch sanierte Anlage mit ca. 50 Gästen der Öffentlichkeit übergeben werden.
Hermann J. Degen