Uhlandshöhe - Ameisenberg


Als die erste Schöpfung des Vereins entstand schon ab Anfang 1862 die Anlage auf dem Ameisenberg nordöstlich der damaligen Stadt im Talgrund. Aus einer Höhe von gut 100 Metern genoss man einen hervorragenden Blick sowohl auf Stuttgart als auch über das Neckartal. Der Hügel war jedoch noch nicht durch Wege erschlossen und damit für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich.

 

Kurz nach seiner Gründung 1861 kaufte der Verein deshalb einige Flächen oberhalb der so genannten Roten Wand auf und schuf während des Frühjahrjahrs 1862 in kürzester Zeit eine kleine Anlage mit Aussichtspunkt und Naturholzschutzhütte. Das Areal besaß zwei Zugänge vom Kanonenweg bzw. von Gablenberg aus und bot, wie es aus Vereinskreisen hieß, prächtige Ausblicke nach allen Richtungen.

 

Nach der Karlshöhe, mit deren Erschließung man 1864 begann, war und ist die Uhlandshöhe mit über 80 a bis heute die zweitgrößte und zugleich eine der von Beginn an beliebtesten Anlagen des Verschönerungsvereins. Als idyllisch-ruhige Insel im brandenden Häusermeer der Stadt liegend, von den Verkehrslinien ... umgangen ... besitzen wir in der Uhlandshöhe einen selten schönen Aussichtspunkt, hieß es in den Vereinsmitteilungen von 1941 über sie.

 

Die wirksame Unterstützung, die Stadtschultheiß von Gutbrod im Juli 1861 zugesichert hatte, wurde bereits hier eingelöst. Die Stadt übernahm die Herstellung der Zufahrtswege größtenteils auf eigene Kosten und stellte das Holz für die vorgesehene Schutzhütte zur Verfügung. Der württembergische Kronprinz leistete einen Beitrag für Sträucher und Bäume. Auch Bänke und ein Gedenkstein als Erinnerungszeichen waren unter den Spenden. Ausschussmitglied Adolf Wagner übernahm erstmals - in diesem Fall sogar unentgeltlich - die Planung und Gestaltung und blieb für die kommenden Jahrzehnte die gartenkünstlerische Instanz im Verschönerungsverein.

 

Bereits im Mai 1862 machte sich der Ausschuss Gedanken über einen Namen für die Anlage auf dem Ameisenberg. Eine Linde, die der Vereinsvorsitzende Julius Haidlen und Adolf Wagner am 17. Dezember 1862 zu Ehren des wenige Tage zuvor verstorbenen Politikers und Dichters Ludwig Uhland gepflanzt hatten, erhielt bei einer Morgenfeier am 1. Mai 1863 -  an Uhlands Geburtstag am 26. April war das Wetter zu schlecht gewesen - den Namen „Uhlandslinde“,  die gesamte Anlage wurde zur Uhlandshöhe. 1865 schuf Bildhauer Ernst Rau eine von Hugo Pelargus in Bronze gegossene Uhland-Büste, die einen Platz im Garten des Liederkranzes bei der Liederhalle erhielt. 1955 wurde das Denkmal auf der Uhlandshöhe aufgestellt.

 

Mehrmals in den folgenden Jahren erweiterte der Verein die Anlage durch Zukauf von Grundstücken. Um 1880 plante man sogar einen Aussichtsturm, der aber nicht zustande kam. Stattdessen wurde 1897 nach dem Entwurf von Otto Tafel, Professor an der Staatsbauschule, die größte der Schutzhütten des Vereins errichtet.

 

Auf angrenzenden städtischen Flächen entstanden 1882 ein Wasserhochreservoir und 1919 die Volkssternwarte.

 

Mitte und Ende der 1930er-Jahre erachtete der Vereinsausschuss die Erneuerung seiner ersten großen Anlage als dringend notwendig, denn Wegführung und Bepflanzung entsprachen nicht mehr dem damaligen Geschmack. Auch das Uhland-Denkmal, das 1865 bei der Liederhalle aufgestellt worden war, sollte bei der Gelegenheit einen Platz in der Anlage finden. Die NS-Stadtverwaltung sah jedoch vor, die Uhlandshöhe fast vollständig mit einem gigantischen Gauforum zu überbauen, in dem der Sitz des Reichsstatthalters sowie Großbauten für Kultur und Verwaltung ihren Platz finden sollten.

 

Wie schon im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung der Karlshöhe sprachen sich Vertreter des Verschönerungsvereins zwar nicht direkt für oder gegen entsprechende Pläne aus. Man gestattete aber in den Mitteilungen vom Dezember 1939 dem stellvertretenden Vorsitzenden des Schwäbischen Heimatbundes, Felix Schuster, ohne weiteren Kommentar die Bemerkung, es sei zu hoffen und zu wünschen, daß auch für die Uhlandshöhe, die Groß-Stuttgart samt dem Neckartal beherrscht, eine ähnliche, glückliche Betonung durch einen würdigen Bau (...) gefunden werden möge. Der Zweite Weltkrieg verhinderte alle Pläne.

 

Durch Installationen zur Flugabwehr, die auf der Bergkuppe aufgestellt worden waren, war die Uhlandshöhe nach Kriegsende weitgehend zerstört. Die Schutzhütte war dem Brennstoffmangel zum

Opfer gefallen, die Anlage insgesamt in einem sehr schlechten Zustand. Noch 1953 heißt es im Protokoll der Mitgliederversammlung, im Etat der Stadt seien leider in diesem Jahr keine Mittel eingestellt, da die Notstandsmaßnahmen zweckgebunden seien.

 

Doch schon im Herbst 1954 begann das Gartenbauamt damit, die älteste Anlage des Vereins neu herzustellen. Am 16. Juli 1955 wurde die Uhland-Büste, die seit 1865 lange Zeit bei der Liederhalle gestanden hatte, im Rahmen einer öffentlichen Feier auf der Uhlandshöhe aufgestellt. Sie befand sich während des Krieges in privater Obhut, was verhinderte, dass sie zur Produktion von Kriegsmaterial zweckentfremdet wurde.

 

Am Abgang zur Ameisenbergstraße Richtung Gablenberg entstand 1956 ein Kinderspielplatz. 1959 errichteten Verein und Stadt eine neue Schutzhütte. In der Bauweise ging man neue Wege: anstelle von Holz verwendete man Stahlgerüst und Maschendraht, vor allem - wie es im Verein hieß -bestimmt durch das Bestreben, eine missbräuchliche Nutzung durch zweifelhafte Elemente zu erschweren.

 

Im Jahr 1987 erhielt die Anlage neben einigen kleineren Verbesserungen eine reizvolle Aussichtskanzel, die das Gartenamt gestaltet hat. Sie wurde am 12. Dezember 1987 eingeweiht. Dank des Entgegenkommens der Nachbarn, die das Fällen von Bäumen auf ihren Grundstücken erlaubten, konnten im Jahr 2000 die Aussichtsschneisen geöffnet und die Anlage damit noch attraktiver gemacht werden.


 

Bildergalerie

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Standort

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