Karlshöhe

1864 Grünanlage mit Pavillon und Holzbrücke, Pflanzung einer Linde

1865 Benennung der Karlslinde nach dem württembergischen König

1889 Gestaltung des Steinbruchs zur Grünanlage mit Schutzhütte und Bogenbrücke | Umbenennung des Reinsburghügels in Karlshöhe

1961 Umgebung der Vereinsanlage wird zur Bundesgartenschau zum öffentlichen städtischen Park

1976 Umfassende Instandsetzung der Anlage

2011 Grundlegende Sanierung der Anlage Karlshöhe nach historischen Plänen | Größtes einzelnes Grundstück des Vereins

Der dem Hasenberg östlich vorgelagerte, weit in den Stuttgarter Talkessel vorspringende Reinsburghügel, die heutige Karlshöhe, bildet einen der topografisch markantesten Punkte in der Stadtlandschaft und liegt mit 343 m über NN rund 100 m über dem Talgrund.

Der Reinsburghügel entstand vor rund zwei Millionen durch Verstrudelungen als Nesenbach und Vogelsangbach den Stuttgarter Talkessel schufen. Zwar gibt es Vermutungen, dass der exponierte Hügel im Mittelalter Standort einer später zerstörten Burg war, doch konnte diese bisher weder in Urkunden noch durch Baufunde nachgewiesen werden. Sicher ist jedoch, dass seit dem 13./14. Jahrhundert der Schilfsandstein des Hügels abgebaut wurde und beim Bau von vielen Gebäuden, u.a. der Stuttgarter Stiftskirche, Verwendung fand. Im 19. Jahrhundert war der Steinbruch aufgegeben, der Reinsburghügel zeigte sich völlig verwildert und kaum noch zugänglich.

Im Jahr 1864 erwarb der Verschönerungsverein ein kleines Grundstück auf der Kuppe des Reinsburghügels und schuf dort für die Stuttgarter Bürger eine öffentliche Grünanlage, die den Ausblick auf die Stadt ermöglichte. Auch um zwei Zugangswege kümmerte sich der Verein und baute deswegen sogar eine hölzerne Brücke über die Zufahrt zum ehemaligen Steinbruch. Zur Einweihung der Anlage am 27. September 1864 wurde eine Linde gepflanzt, die am 6. März 1865 den Namen Karlslinde bekam. König Karl von Württemberg hatte nach dem Tod von Wilhelm I., seinem Vater, die Schirmherrschaft des Vereins übernommen.

Eigentlich hatte eine Baugesellschaft weite Teile der Kuppe des Reinsburghügels mit Villen überbauen wollen. Weil sich diese Pläne nicht verwirklichen ließen, konnte der Verein schließlich den Steinbruch erwerben. Zwei direkte Grundstücksnachbarn, die Farbenfabrikanten Gustav Siegle und Rudolf Knosp unterstützten dies durch großzügige Spenden.

Garteninspektor Adolf Wagner gestaltete das gesamte Areal im Auftrag des Verschönerungsvereins in eine romantische Parklandschaft, in die der ehemalige Steinbruch geschickt einbezogen wurde. Mit Steinen aus dem Steinbruch entstand nach Plänen von Baurat Kölle eine neue Bogenbrücke mit Eisengeländer, die bis heute besteht. Ihre Funktion hat sie allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts größtenteils eingebüßt, da die Zufahrt zum Steinbruch zugeschüttet wurde.

Auf Anregung des Stuttgarter Oberbürgermeisters Friedrich von Hack, der dem Vorstand des Vereins angehörte, bekam die Anlage auf der Kuppe des Reinsburghügel bei ihrer Einweihung am 19. Juni 1889 aus Anlass des 25-jährigen Regierungsjubiläum von König Karl den Namen Karlshöhe. Bis heute erinnert daran eine Gedenktafel. Die von Herzogin Wera von Württemberg im Jahr 1901 gestiftete Bronzebüste des Königs verschwand allerdings Ende des Ersten Weltkriegs.

Der Weinbau an den Hängen der Karlshöhe musste gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem Bau von Villen und Villengärten weichen. Eine kleine, einst von Gustav Siegle angelegte Rebfläche innerhalb des heutigen Grünzugs, der von der Silberburganlage zur Karlshöhe führt, ist noch erhalten und wird vom städtischen Weingut bewirtschaftet.

Immer wieder gab es Interessenten, welche die Karlshöhe überbauen wollten, so wollte ein von der Stadt unterstützter Verein zwei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs dort oben ein Deutsches Symphoniehaus errichten. Und auf Anregung von NS-Oberbürgermeister Karl Strölin sollte der Stuttgarter Radiosender die Karlshöhe kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit einem monumentalen Sendehaus bekrönt werden. Durch den schrecklichen Verlauf beider Kriege kamen die Planungen dann nicht zur Ausführung.

Der Zweite Weltkrieg verursachte auch auf der Karlshöhe umfangreiche Schäden und Zerstörungen Kriegseinwirkungen. Der Verschönerungsverein führte in den 1950iger-Jahren erste Aufräumarbeiten durch. Die danach vorgesehene Neugestaltung der Parklandschaft scheiterte lange an den Kosten. Aus Anlass der Bundesgartenschau 1961 konnte die Karlshöhe jedoch an einen vom Gartenbauamt neu geschaffenen Grünzug angeschlossen werden, der von der Silberburgstraße über die Silberburganlage bis zur Karlshöhe reicht und auch eine Erweiterung in Richtung Stuttgarter Westen erhielt. Der Stadt war es im Lauf der Jahre möglich geworden, Gustav Siegles großen Grundbesitz an der Karlshöhe von seinen Nachkommen als Schenkung bzw. durch Kauf zu erwerben.

Im Rahmen der Begleitmaßnahmen zu dieser Gartenschau wurde unterhalb der Karlshöhe das malerische Sommerhaus von Siegles Ehefrau Julie durch eine Unterstehhalle mit Milchbar und Terrasse. Von dort aus hat man einen schönen Blick über weite Teile des Stuttgarter Talkessels bis hin zum Neckartal und zum Schurwald. Der am Nordrand der Karlshöhe gelegene Pallas-Athene-Brunnen war im Auftrag von Julie Siegle im Jahr 1911 von Karl Donndorf gestaltet worden. Im Jahr 1989 wurde er vom Verschönerungsverein mit hohen Aufwendungen restauriert. Im Jahr 2011, zum 150jährigen Bestehen des Verschönerungsvereins, wurde dem seit dem Krieg trockenen Brunnen wieder Wasser zugeführt.

Von 1976 an erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt schließlich die lange erhofften Instandsetzungs- und Gestaltungsmaßnahmen im engeren Bereich der Karlshöhe, z.B. der Bau eines Kinderspielplatzes, die Aufstellung von Bänken und die Renovierung der Schutzhütte. Die Kosten dafür hat der Verschönerungsverein getragen.

Bei der Inventarisierung der Kulturdenkmale der Landeshauptstadt Stuttgart in den Jahren 1988/1989 wurde die Karlshöhe als öffentliche Parkanlage zusammen mit wichtigen Einzelelementen - der Bogenbrücke, der Willy-Reichert-Staffel sowie dem Pallas-Athene-Brunnen - in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen.

Durch den Kauf eines südlich an die Karlshöhe anschließendes Grundstück im Jahr 2005 konnte der Verschönerungsverein dort einen Aussichtsplatz mit Blick auf den Stuttgarter Süden errichten. Zu seinem 150-jährigen Bestehen im Jahr 2011 ließ der Verschönerungsverein die Karlshöhe in Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt der Stadt nach historischen Plänen wiederherstellen.

Heute kann die Anlage Karlshöhe des Verschönerungsvereins von der Silberburgstraße oder der Reinsburgstraße, über die Humboldtstraße, die Willy-Reichert-Staffel sowie über einen Staffelaufgang von der Hasenbergsteige erreicht werden. Der Zukauf von Flächen durch die Stadt, und in einem kleineren Teilbereich auch durch den Verschönerungsverein, ermöglicht es in Zukunft, die Karlshöhe auch besser und bequemer an die Hasenbergsteige anzubinden und zusätzliche Aussichtsmöglichkeiten zu schaffen. Ein Bestandteil dieser neuen Grünverbindung wird dann auch das denkmalgeschützte "Schweizer Haus" der Sophie Knosp aus dem Jahre 1850 sein.

Wolfgang Kress

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